![]() |
|
Architektin
|
|||||||||||
|
|
Gemeinsame Betrachtungen der
Inforamtionsmanagerin Walburga Wolters und der Architektin Norgat Hauke (Teil 1) Die moderne Büroarchitektur ist geprägt von komplett verglasten Fassaden. Transparente Fassaden sind: Ausdruck der Modernität und des Fortschritts, sie signalisieren Flexibilität und Offenheit. Ihre Ursprünge reichen zurück in die 70-er und 80-er Jahre. Zu jener Zeit entstand die Vorstellung einer offenen, modernen Büroarchitektur, die sich als Abkehr von der traditionellen "Verwaltungsarchitektur" verstand. In diesen Vorstellungen kamen unsere heutigen IT-geprägten Arbeitswelten noch nicht vor. erst in den 90-er Jahren wurde der PC zu einem Massenmedum, das heißt er eroberte sich Schreibtische und Büroetagen. Was bedeuten diese zeitversetzten parallelen entwicklungen für das heutige konkrete Arbeiten in Gebäuden ? Hat die Schon früher geprägte bauliche Transparenz vielleicht das vorweggenommen, was das Büroleben von heute benötigt ? Doch wie wirkt sich die Transparenz auf das moderne Büroleben und das Arbeiten in den Innenräumen aus ? Transparenz mit jahreszeitlichen Einschränkungen Glasfassaden sind eine wahre Designerfreude, denn verschiedenste Materialien - Profile, Glasfarben, Deckenfelder - sind auszuwählen und sorgfältig aufeinander abzustimmen. Genauso wichtig ist jedoch die Auswahl des Sonnen- und Blendschutzes. Auf ihn kann bei Glasfassaden nicht verzichtet werden. Zum einen wegen der eintretenden solaren Lasten und zum anderen aufgrund der Blendwirkung am Arbeitsplatz. Dies alleine reicht allerdings nicht aus, um ein angenehmes Büroklima am Arbeitsplatz zu schaffen. Die inneren und äußeren Wärmelasten insbesondere an Sommertagen sind so hoch, dass nur mit einem ausgeklügelten Haustechniksystem ein verträgliches Büroklima hergestellt werden kann. Eine natürliche Belüftung ist nicht ausreichend. Die Anwendung von Kühltechnik ist inzwischen zum Standard geworden. Kurzum: Die Fassaden in unseren Breiten sind in der Regel von April bis Oktober von der Außenwelt abgeriegelt. Defacto weicht die transparente Fassade für viele Monate im Jahr einer uneinsehbaren Front. Einblicke erhält der Spaziergänger nur abends bei erleuchteten Büroräumen. Transparente Fassade = transparentes Innenleben ? Als Architektin wünscht man sich bei einer Ganzglasfassade Durchblicke durch das ganze Haus, um Einblicke in die Arbeitswelt und die Innenräume zu erhalten. Doch hier sieht der Planungs- und Nutzeralltag anders aus. Die klassische Investorenarchitektur geht von ca. 2,5m breiten Zellenbüros aus und öffentliche, kreative Zonen sind bei der Grundrissgestatlung nicht gefragt. Teeküchen sind keine Aufenthaltszonen, sondern werden auf das Minimum begrenzt. Nach wie vor erfreuen sich Zellenbüros, insbesondere in den traditionellen Branchen wie Banken und Verwaltungen großer Beliebtheit. Zellenbüros bieten zwar ungestörtes Arbeiten, aber gleichzeitg gelten sie als Kommunikationskiller. Sie stehen nicht für eine offene Arbeitskultur. Ein deutlicher Bruch in der Transparenz eines Büros. Doch gerade öffentliche, krative Zonen sind bei der Grundrissgestaltung selten gefragt. So gint es auf das Minimum reduzierte WC-einheiten mit angrenzenden winzigen Teeküchen. Gemeinsam genutzte Räume wie Pausenräume oder besprechungsräume sind aber die Voraussetzung für eine kommunikative Unternehmenskultur. Informationen werden regelmäßig ausgetauscht, der neueste Stand der Dinge wird vermittelt und der neue Mitarbeiter kennt die Arbeitsgebiete und Nöte der Anderen nur vom Papier. Da durch die PC-orientierte Arbeit auch so manche persönlichen Übergaben, Botengänge und Treffen überflüssig werden, kann sich der Mangel an gemeinsam genutzten Räumen negativ bemerbar machen. Gerade hier wäre es wichtig, mit geeigneten räumlichen Konzepten gegen zu steuern. Welche Büroformen braucht die moderne Arbeitswelt ? Die moderne Arbeitswelt ist gekennzeichnet durch eine stärkere Flexibilisierung und Mobilisierung. Stichworte in diesem Zusammenhang sind Telearbeit, virtuelle Teams, Desk Sharing und mobiles Arbeiten. Der räumlich ungebundene Arbeitsplatz wird zu einer immer häufiger prktizierten Arbeitsform. Daraus folgt, dass zukünftig Arbeitszonen mit verschiedenen Qualitäten erforderlich sein werden. Sie müssen Raum für Einzel- und Gruppenarbeit, für gelegentliche und regelmäßige Besprechungen und kreatives Zusammensitzen bieten. Fazit Die Büroetagen der Zukunft müssen sich offen und variabel darstellen. Sie spiegeln damit die Veränderungen in den Arbeits- und Kommunikationsstrukturen wider und genügen den neu entstandenen Arbeitsansprüchen. Die transparenten Fassade wären unter solchen veränderten Vorzeichen auch tatsächlich eine Fortsetzung der offenen und flexiblen Innenräume und würde mit ihnen im Einklang stehen. ![]() Arbeitswelt mit Einzelbüros, Kreativzonen, Kombibüros Quellen: www.buero-forum.de Bürogebäude mit Zukunft, Voss, Lönert et al., TÜV-Verlag Köln 2005 (siehe auch www.bine.info )
|
|||||||||||